Geschichte Ostpreußens
Die Geschichte des Landstriches, welcher später den Namen Ostpreußen erhielt beginnt schon in der vorchristlichen Zeitrechnung. Der Bodenschatz dieser Gegend -der Bernstein- ist die Quelle dazu. Schon die alten Griechen und Römer berichten über die Bernsteinstraße, als den ältesten Handelsweg von Nord nach Süd.
Die Balten sind die Volksgruppe welche das Land hier seit Anfang an besiedelte. Sie sind ein Volk welches in viele Stämme zerfällt; unter anderem in die Pruzzen und Sudauer u.a. mehr. Kennzeichnend für sie war ihre durchaus friedliche Lebensauffassung, wobei sich ihr Reich zeitweilig bis nach Kiew ausdehnte. Als Grenzlandbewohner standen sie im Kampf mit den Völkern der Rus und den sie später verdrängenden
Slaven vom Schwarzen Meer. Die Völkerwanderung umging sie weitgehendst. Die Winkinger sind mit ihnen verwandt. Die heutigen Reste finden sich in Finnen, Esten, Litauern und in den Genen der Ostpreußen. Es ist schon ein auffällig, daß nach der blutigen Unterwerfung durch den Marienorden, welcher später Deutscher Ritterorden hieß, die Sieger, ihrer Eroberung den Namen Preußen (Pruzzien) gaben. Drei große Einwanderungswellen und die Gründung des Herzogtums Preußen unter der Lehnsherrschaft des katholischen, polnischen Königs führte zu einer deutschsprachigen Mehrheit. Die Geschichte Königsbergs ist ein typisches Bild einer Stadt mit vielen Gesichtern.
Unsterblicher Kant
Es gibt kaum einen anderen Denker, der die abendländische Philosophie so nachhaltig beeinflußt hat wie Immanuel Kant (1724-1804). Die Klarheit seiner kritischen
Philosophie befruchtete nicht nur die Erkenntniswelt anderer Denker, sondern auch die schöpferisch Tätigen in der Kultur und der Politik. Hohe, wenngleich doch vor allem zeitgebundene, Bedeutung kommt Johann Georg Hamann (17301788) zu, welcher der Theologie, der Philosophie und der Literatur seiner Zeit positive Denkanstöße gab. Eine weitere Größe dieser Epoche war Johann Gottfried Herder (1744-1803), Mentor Goethes und Begründer des Volkstumgedankens. Groß ist die Reihe der Persönlichkeiten, die sich literarischen Ruhm erwarben: E.T.A. Hoffmann
(1776-1822), Hermann Sudermann (1857-1928), Arno Holz (1863-1929), Agnes Miegel (1879-1964), Paul Fechter (1880-1958) und Ernst Wiechert (1887-1950) sind die bedeutendsten unter ihnen.
Die führenden Vertreter der bildenden Kunst sind Lovis Corinth (1858-1925) und Käthe Kollwitz (1867-1945). Ihre Werke hatten großen Einfluß auf nachfolgende
Künstlergenerationen in Ostpreußen und in Deutschland. Im Reiche der Musik sind es Otto Nicolai (1810-1849), Komponist der Oper "Die lustigen Weiber von Windsor", und Walter Kollo (1878-1940), Komponist zahlreicher Operetten und Meister der leichten Muse, die ihre Werke weit über die Grenzen hinaustrugen.
Unzerstörbares Ostpreußen
Lange Perioden der Ruhe und des Friedens können nicht darüber hinweg täuschen, daß die Sicherheit eines Grenzlandes stets gefährdet ist. Immer dann, wenn sich die Anrainerstaaten stark genug glaubten, richteten sie ihre begehrlichen Blicke auf das Land zwischen Weichsel und Memel. Immer wieder haben die Menschen Ostpreußens feindliche Invasionen erlitten, die von Drangsal, Verwüstung und Vernichtung begleitet waren.
Von den ersten Kriegszügen der polnischen Masovier gegen die Altpreußen, dem Einfall der polnisch-litauischen Heere unter König Jagiello, den Invasionen der Tataren, der Besetzung Ostpreußens durch das zaristische Heer im Siebenjährigen Krieg, den Verwüstungen des Landes durch die Truppen Napoleons, den russischen Greueltaten beim Einfall 1914, der widerrechtlichen Annexion des Memellandes durch Litauen bis hin zu den alles überbietenden Schrecken im Jahre 1945 durch die Rote Armee - immer wieder mußten Ostpreußen und seine Bewohner schweres Leid erdulden.
Besonders hoch waren die Verluste der Bevölkerung durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen. Sie betrugen insgesamt 511 000 Personen, also 20,7 Prozent des Bevölkerungsstandes von 1939.
Jeder fünfte Ostpreuße hat durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse sein Leben verloren. Von den Gesamtverlusten entfielen 212 000 Personen (8,6 v. H. der Gesamtbevölkerung) auf Kriegssterbefälle und zivile Opfer des Luftkrieges, mit 299 000 Personen (12,1 v. H.) jedoch übertrafen die Opfer der Zivilbevölkerung bei Flucht oder Vertreibung erheblich die unmittelbaren Kriegsverluste.
Die Überlebenden wurden mit Ausnahme einer Restbevölkerung gegen jedes Kriegs- und Völkerrecht aus dem Lande vertrieben. Mancher Alteingesessene wurde von seiner Heimaterde verjagt, die schon vor der Entdeckung Amerikas im Familienbesitz war.
Im Buch der leidvollen Geschichte Ostpreußens wurde ein Blatt umgeschlagen. Diesem Blatt werden andere Blätter folgen. Keiner weiß, was auf ihnen stehen wird. Die
Geschichte kennt kein Schlußkapitel.
Das Gesicht der ostpreußischen Landschaft ist unzerstörbar und auch der Geist der großen deutschen Denker, der von ostpreußischem Boden in die Welt hinauswehte, ist unzerstörbar.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten polnische Politiker der Welt glauben gemacht, daß das südliche Ostpreußen polnisch besiedelt sei. Bei der aufgrund der Versailler Verträge am 11.7.1920 unter internationaler Kontrolle durchgeführten Volksabstimmung gaben die Ostpreußen in diesem angeblich polnischen Gebiet die Anwort: 97,86 Prozent
bekannten sich zu Deutschland. "Dieses Land bleibt deutsch" - so lautete damals die Parole: Dies Land blieb deutsch!
Die Gebiete Deutschlands ostwärts von Oder und Neiße sind Bestandteil 700jähriger deutscher Geschichte und des gesamten deutschen Kulturraums.
Auch Veränderungen der bisher geltenden Rechtslage entlassen uns nicht aus unserer Geschichte und kulturellen Verantwortung für die Zukunft.